Nachhaltige Software ist mehr als nur ein Trend. Erfahre, wie du mit konkreten technischen Patterns deine Anwendungen grüner und effizienter machst.
Wusstest du, dass Software jährlich weltweit mehr CO₂ ausstößt als die gesamte Luftfahrtindustrie?
Immer mehr Unternehmen und Entwickler erkennen, wie entscheidend Nachhaltigkeit in der Softwareentwicklung ist. Neben Performance und Sicherheit rückt dabei auch der ökologische Fußabdruck von Anwendungen in den Fokus. Durch den gezielten Einsatz ressourcenschonender Technologien lässt sich nicht nur die Umweltbilanz verbessern, sondern auch den Betrieb effizienter gestalten.
Die Green Software Foundation liefert den Rahmen und Best Practices, um Software energieeffizienter und CO₂-reduzierend zu entwickeln. In diesem Blogpost zeige ich dir, wie konkrete Patterns – wie die zentrale TLS-Terminierung und das automatische Herunterskalieren von Kubernetes-Anwendungen – helfen den Energieverbrauch zu senken und die Software Carbon Intensity (SCI) zu optimieren.
Warum Green Software? Die Rolle der Foundation
Die Green Software Foundation hat sich zum Ziel gesetzt, weltweit einheitliche Standards und Messgrößen für nachhaltige Softwareentwicklung zu etablieren. Ein zentrales Element dabei ist der SCI, also der Software Carbon Intensity – ein KPI, der den Energieverbrauch („E“) und die CO2-Emmissionen („M“) pro Arbeitseinheit quantifiziert.
Mit den Empfehlungen der Foundation kannst du:
Transparenz schaffen: Du erhältst messbare über die Umweltauswirkungen deiner Software.
Optimierungspotenzial erkennen: Best Practices und Frameworks zeigen dir, wie du deine technischen Prozesse nachhaltig gestalten kannst.
Vergleichbarkeit ermöglichen: Durch Standards werden Fortschritte und Erfolge in der Branche sichtbar.
SCI verstehen – So misst du den CO2-Fußabdruck deiner Software
SCI misst ökologischen Impact deiner Software. Dabei kommen zwei Methoden zum Einsatz:
Direkte Messungen: Einsatz von Sensoren und spezialisierten Monitoring-Tools (wie Prometheus, Grafana oder CloudWatch) zur Echtzeitanalyse von CPU, Speicher und Netzwerktraffic.
Modellbasierte Ansätze: Hier werden Systemdaten genutzt, um den Energieaufwand einzelner Komponenten zuschätzen.
Mit diesen Daten kannst du gezielt die Stellschrauben finden, an denen du drehen musst, um CO₂ und Energie zu sparen – praktisch und messbar.
https://learn.greensoftware.foundation/measurement/
Drei Ebenen nachhaltiger Software: Principles, Patterns und Practices
https://learn.greensoftware.foundation/introduction/
Principles – Die Leitgedanken: Diese Grundprinzipien wie Transparenz, Effizienz und Verantwortung bieten dir eine strategische Orientierung. Sie helfen, bei technischen Entscheidungen immer auch den Nachhaltigkeitsaspekt mitzudenken und den Fokus über reine Funktionalität hinaus auf Umweltverträglichkeit zu erweitern.
Patterns – Technische Best Practices: Patterns sind wiederverwendbare Lösungsansätze, die konkrete Herausforderungen effizient und ressourcenschonend adressieren. Beispiele wie TLS-Terminierung am Netzwerkrand oder automatisiertes Skalieren von Kubernetes-Clustern zeigen, wie technische Prozesse nachhaltig gestaltet werden können – unabhängig von der eingesetzten Infrastruktur. Die Patterns findet ihr hier und dort habt ihr die Möglichkeit, aktiv zur Weiterentwicklung beizutragen.
Practices – Umsetzung im Alltag: Practices setzen die Patterns operativ um. Sie beinhalten konkrete Konfigurationen, Automatisierungen oder Infrastrukturentscheidungen, die sich direkt in deine tägliche Arbeit integrieren lassen. Damit wird nachhaltige Softwareentwicklung von der Theorie in die Praxis gebracht.
Zusammen bilden diese drei Ebenen ein ganzheitliches Konzept: Die Principles liefern die philosophische Basis, die Patterns bieten wiederverwendbare Lösungsansätze, und die Practices sorgen für die konkrete Umsetzung. So können Entwickler:innen und Unternehmen den Weg zu nachhaltiger Software nicht nur planen, sondern auch praktisch realisieren – und so aktiv zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks beitragen.
Pattern 1: Terminate TLS at Border Gateway
Warum ist das wichtig?
TLS sichert die Kommunikation, verbraucht aber in Cloud-Umgebungen zusätzliche Ressourcen. Das Pattern „Terminate TLS at Border Gateway“ setzt genau hier an.
Wie geht das?
TLS-Traffic wird zentral am Application Load Balancer entgegengenommen.
Nginx oder AWS ALB terminieren TLS – intern erfolgt die Kommunikation unverschlüsselt, was CPU-Last spart.
Dein Vorteil
Weniger CPU-Auslastung = weniger Stromverbrauch = besserer SCI. Du sparst CO₂ – ohne bei der Sicherheit Abstriche zu machen.
Pattern 2: Scale down Kubernetes Applications When Not in Use
Viele Kubernetes-Cluster laufen rund um die Uhr – auch wenn sie außerhalb der Geschäftszeiten kaum genutzt werden. Mit Auto Scaling Groups (ASG) lässt sich die Anzahl der EC2-Instanzen, auf denen dein Cluster basiert, automatisch an den tatsächlichen Bedarf anpassen. So kannst du Ressourcen gezielt bereitstellen und wieder freigeben – je nachdem, wann sie gebraucht werden.
Einsatzmöglichkeiten
In Test- und Entwicklungsumgebungen fährst du die Infrastruktur nur dann hoch, wenn aktiv getestet wird – z. B. bei Integrationstests oder über Nacht laufenden Build-Prozessen.
Für temporäre Lastspitzen, wie Produktlaunches oder Kampagnen, kann das System kurzfristig zusätzliche Kapazitäten zur Verfügung stellen.
In CI/CD-Pipelines lassen sich Build- oder Deployment-Prozesse so gestalten, dass sie automatisch benötigte Nodes starten – und nach Abschluss wieder abschalten.
Auch in Produktivumgebungen lässt sich durch zeitbasierte Muster – etwa am Wochenende oder nachts – der Ressourcenverbrauch minimieren.
Wie funktioniert das?
Du betreibst dein Kubernetes-Cluster auf EC2-Instanzen innerhalb einer Auto Scaling Group. Über geplante Aktionen steuerst du, wann und wie stark die ASG skaliert. So kannst du genau festlegen, wann dein Cluster mehr oder weniger Kapazität haben soll.
Beispiel
Morgens (6 Uhr) – Skalierung auf 3 Knoten:
aws autoscaling put-scheduled-update-group-action
–auto-scaling-group-name MyK8sNodeGroup
–scheduled-action-name ScaleUp-BusinessHours
–recurrence „0 6 * * 1-5“
–desired-capacity 3
–min-size 3
–max-size 5
Abends (20 Uhr) – Herunterskalierung auf 0:
aws autoscaling put-scheduled-update-group-action
–auto-scaling-group-name MyK8sNodeGroup
–scheduled-action-name ScaleDown-OffHours
–recurrence „0 20 * * 1-5“
–desired-capacity 0
–min-size 0
–max-size 2
Die Werte für min-size und max-size solltest du an die Anforderungen deines Clusters anpassen. So stellst du sicher, dass dein System nur dann Ressourcen verbraucht, wenn es wirklich nötig ist – und reduzierst gleichzeitig Stromverbrauch, Kosten und CO₂-Emissionen.
Fazit – Grüne Software als Wettbewerbsvorteil
Nachhaltigkeit ist längst kein „Nice-to-have“ mehr, sondern ein fester Bestandteil zukunftsfähiger IT-Strategien. Mit den Ansätzen der Green Software Foundation kannst du nicht nur CO₂-Emissionen reduzieren, sondern auch Energie sparen und Betriebskosten senken – ganz konkret und messbar.
Du gestaltest mit: Jede Architekturentscheidung, jedes Deployment und jeder neue Code-Schnipsel bietet dir die Chance, Software ein Stück grüner zu machen. Also: Was ist dein nächster Schritt in Richtung nachhaltige IT?
Der Beitrag Green Software Development: Technische Ansätze für nachhaltige Anwendungen erschien zuerst auf Business -Software- und IT-Blog – Wir gestalten digitale Wertschöpfung.